Spenden nach wissenschaftlichen Kriterien
Effektiver Altruismus ist eine Philosophie und soziale Bewegung, die dafür eintritt, anhand wissenschaftlicher Kriterien die effektivste Methode zu finden um anderen zu helfen.
Spenden sind nicht gleich Spenden: Hilfsorganisationen unterscheiden sich stark in ihrer Wirksamkeit, was in den allermeisten Spendenentscheidungen kaum berücksichtigt wird.
Kosteneffektivität
Die Kosteneffektivität bezeichnet die positive Wirkung einer Hilfsintervention pro Spendenbetrag. Sie wird anhand von Messgrößen wie verhindertem Leid oder vermeideten Todesfällen oder Krankheiten zu bestimmen versucht. Im Weltarmutsbereich werden Kosteneffektivitätsanalysen von der Organisation GiveWell durchgeführt. Weil in Entwicklungsländern teilweise selbst grundlegende medizinische und sanitäre Infrastruktur nicht vorhanden ist, können Hilfsorganisationen dort für die gleiche Menge an Geld viel mehr bewirken als in Industrieländern.
Nachhaltige Hilfe
Der Begriff „Kosteneffektivität“ ist immer langfristig gesehen zu interpretieren: Wenn eine Intervention kurzfristig zwar Leid verhindert, aber langfristig unter dem Strich negative Auswirkungen hat, so wird dies in der Einschätzung der Kosteneffektivität dieser Intervention berücksichtigen. Die von GiveWell empfohlenen Organisationen haben nachhaltige positive Auswirkungen auf die Bildung oder die lokale Wirtschaft. Die großflächigen Entwurmungsaktionen von Deworm the World beispielsweise verhindern nicht nur Krankheiten, sie erhöhen indirekt auch stark die Schulanwesenheitsraten behandelter Kinder und später deren Einkommen.
Kosteneffektivität evaluieren: Ein schwieriges Unterfangen
Wie quantifizieren Hilfswerk-Evaluatoren wie GiveWell die Kosteneffektivität verschiedener Maßnahmen? GiveWell benutzt dazu u. a. die Einheiten QALYs (Quality Adjusted Life Years, dt.: qualitätskorrigierte Lebensjahre) und DALYs (Disability Adjusted Life Years, dt.: verlorene gesunde Lebensjahre). GiveWell weist jedoch darauf hin, dass es sich bei der Quantifizierung von Leid und Lebensqualität durch QALY- und DALY-Angaben um eine Metrik zur Kosteneffektivitätsbestimmung unter vielen handelt, die sich nicht für alle Untersuchungen eignet.
Explizit-quantitative Kosteneffektivitätsabschätzungen können mit großen Unsicherheiten behaftet sein und ihre methodologischen Annahmen sind nicht unumstritten, doch sie stellen unsere einzige und beste Grundlage für Spendenentscheidungen dar, die das Leid von mehr Menschen reduzieren. Selbst wenn man die Hilfswerk-Evaluation kritisch sieht, wird man anerkennen müssen, dass gewisse Interventionen offensichtlich mehr bewirken als andere.
Das bedeutet, dass es bessere und schlechtere Antworten auf Fragen wie „Welche Intervention verhindert langfristig das meiste Leid?“ oder „Wo kann ich für 1000 € die meisten DALYs kaufen?“ gibt. Man könnte Spendenentscheidungen nach dem Zufallsprinzip treffen, aber dann bewirkt man im Erwartungswert viel weniger, als wenn man versucht, nach bestem Wissen und Gewissen Schätzungen zur Kosteneffektivität von Organisationen vorzunehmen. Die Quantifizierung altruistischer Interventionen mag uns intuitiv fragwürdig erscheinen, doch im Alltag führen wir alle selbst häufig einfache Schätzungen zu den Leid(reduktions)folgen verschiedener Maßnahmen durch: Wenn wir unser Kind impfen, fällen wir das Urteil, dass die Schmerzen des Nadelstichs insgesamt weniger schlimm sind als ein wesentlich höheres Krankheitsrisiko für das ungeimpfte Kind (und die von ihm potentiell infizierbaren Mitmenschen).
Quelle: www.effektiveraltruismus.de
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